Ganz fern und doch so nah!

Früher kannte ich Beirut nur aus den Nachrichten. Den konfliktbeladenen Iran kenne ich seit ich denken kann aus der Tagesschau. Wer sich mal einige Filme von Michael Moore angesehen hat, hat einen ungefähren Eindruck, wie Amerika tickt. Von Russland hat man meistens nur eine wage Vorstellung vom Land. Man weiß nur, dass es sich um ein riesiges Areal handelt und wohl immer so eisig kalt ist, dass man viel Wodka braucht. In Italien gibt es leckeren Kaffee und die Männer sind klein. Die Franzosen sind oftmals unfreundlich, wenn man mit Ihnen englisch redet. Nun ja das könnte ich jetzt noch weiter ausführen. Zugegeben, einige Klischees muss man ja nicht unbedingt widerlegen. Auf meinen Reisen war ich sehr überrascht, wie einige jedoch so gar nicht stimmen. Denke ich da an das russische Samara, wo es so heiß war, dass ich mit meinem winterlich gepackten Koffer rein gar nichts anfangen konnte und statt dessen das klimatisierte Hotel nicht verlassen habe, weil draußen selbst die Abendluft mit etwa 35 °C vor sich hinköchelte.
Nun, die italienischen Männer sind wirklich klein. Aber dafür sehr charmant. Die echte italienische Küche ist einfach vorzüglich. Da ich keinen Wein trinke, gebe ich mal weiter: Auch der soll ausgezeichnet sein!
Dass die Lage sich in Beirut wieder beruhigt hat, ist mir eine riesige Freude. In den letzten Jahren kamen die Touristen aus der ganzen Welt, um sich die wunderschöne Hafenstadt anzuschauen. Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man plötzlich über die traumhaft gelegene Hauptstadt fliegt, wo plötzlich Rauch über den Häusern hängt, weil gerade Bomben gefallen sind. Da ich die Angewohnheit habe, mir aus jedem Ort etwas ganz besonderes mitzubringen, fällt mir zu Beirut mein mp3- player ein, der mich auf jedem Flug begleitet. Den hatte ich vor zwei Jahren dort erstanden und war irgendwie stolz, dass er aus einem Ort stammt, den keiner meiner Freunde je gesehen hat in echt. Hoffentlich ändert sich das bald und dieser historische Fleck wird endlich Frieden finden.
Als ich kürzlich das erste Mal in den Iran geflogen bin, waren meine Gefühle zunächst zwiespältig. Wie alle Frauen im Land musste auch ich Kopftuch tragen. Schon komisch beim ersten Mal! Das Publikum an Board, fast ausschließlich Männer, war so aufgeregt, nach Hause in die Heimat zu kommen. Noch nie habe ich erwachsene Männer gesehen, die vor lauter Freude fast weinten als unser Fahrwerk den Boden berührte. „You will see Iranian people are so hostile!“ Und es hat mir fast die Sprache verschlagen, wie recht sie hatten. So nette Menschen hatte ich wirklich nicht erwartet. Teheran ist zwar eine große verkehrsreiche Stadt, doch die Menschen strahlen eine ungemeine Ruhe aus. Ich wünsche mir und hoffe, dass es so bleibt.
Denke ich an meinen ersten Kapstadt Besuch, erinnere ich mich an ein unglaubliches Glücksgefühl. Meer und Sonne satt und dass bei unseren kalten Wintertemperaturen im zurückgelassenen Deutschland. Einfach traumhaft. Es gibt doch nichts schöneres, als bei 30 °C im Schatten erst einmal ins Meer zu hüpfen. Denkste! Ich habe es bis zu den Knien geschafft. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch bereits das Gefühl, dass meine Knöchel ab gefroren waren. Dagegen ist die Ostsee der reinste Geysir! Und die possierlichen Pinguine, die schadenfroh an mir vorbeischwammen haben derart gestunken, dass ich die Nase in eine andere Windrichtung gehalten habe!…Auch das hatte ich gar nicht erwartet.
Nun sollen die Amerikaner auch nicht zu kurz kommen. Hierzu kann man ja viel berichten. Die 16jährige Olivia beispielsweise hatte sich ihren geplanten Amerika Aufenthalt ganz anders vorgestellt. Sie wurde nach ihrer völlig legalen Einreise zwei Stunden lang verhört. Was sie denn in Dallas machen wolle drei Monate lang. Sie, absolut glücklich, nach einem fast 11stündigen Flug im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen zu sein, entgegnete, dass sie für einige Wochen an einer amerikanischen Schule ihr Englisch für`s Abitur auffrischen möchte. Doch anstatt bei den Freunden ihrer Familie, landete die hessische Elftklässlerin für eine Nacht im Knast. Sie wurde behandelt wie ein Schwerstverbrecher. Durfte niemanden sehen und sprechen und wurde am darauffolgenden Tag zurück nach Deutschland geschickt. Ihr fehlte ein Schülervisum. Davon hatte ihr niemand etwas gesagt. Hätte sie geantwortet, dass sie Urlaub bei Freunden machen wollte, wäre sie legal ins texanische Städtchen hineinmarschiert! Für Olivia ist aus ihrem Amerika (Alp)Traum ein Kurzurlaub auf Mallorca geworden, wo sie derzeit erst einmal die Seele baumeln lässt. Aber es gibt auch sehr nette Amerikaner. Mein guter Freund Jeff zum Beispiel in San Francisco. Er war ziemlich fertig, als Bush die Wahl gewonnen hatte. Ich muss zugeben, dass ich viel weniger als er damit gerechnet hatte. Jeff jedenfalls hatte mir schon angekündigt, bald ins liberale Europa zu ziehen. Landschaftlich ist Amerika wunderschön. Da ich noch niemals in New York war, kann ich ganz sicher behaupten, dass San Francisco die tollste Stadt in den Staaten ist. Wer auch immer dahinfliegt, ein ganz geheimer Tipp. Unbedingt eine Bootsfahrt unter die Golden Gate Bridge machen. Dann darf man sich nämlich still und leise etwas wünschen, was dann natürlich auch in Erfüllung geht. Bei mir jedenfalls hat`s geklappt.
Und nun noch ein ganz kleiner Exkurs in mein Lieblingsland: Indien! Ein Mekka für Fleisch- Verschmäher: Das vegatarische Essen ist nirgendwo leckerer und die Kuh ist heilig. Hier leben so viele zufriedene Menschen und ebenso viele sehr Arme und Kranke. Wenn ich könnte, würde ich gerne alle unzufriedenen, egoistischen westlichen Menschen für nur ein paar Tage dorthin schicken. Und sie wären befreit von Ihren bösen Gedanken und würden als reiche zufriedene Wesen zurückkehren. Kann sich eigentlich jemand vorstellen wie es ist, wenn man schwer krank ist und ein Arzt gar nicht bezahlbar ist? Können wir nicht im Geringsten! Denn diese Menschen haben Krankheiten, die wir gar nicht mehr kennen. Es spielt keine Rolle, wie viele Arme und Beine sie noch haben. Oder ob sie ihr Augenlicht verloren haben. Da kommt niemand an und schenkt ihnen Geld, damit sie gesunden und zurücklegen können. Es interessiert keinen und auf ärztliche Hilfe zu hoffen wäre hoffnungslos an sich. Statt dessen humpeln sie tapfer weiterhin Tag für Tag zu ihrer harten Arbeit, damit Ihre Familien etwas zu essen haben.
Ich verbeuge mich zutiefst vor diesen starken Persönlichkeiten!
Und an dieser Stelle noch ein Filmtipp: Aktuell in den Kinos „Nach der Hochzeit“- ein wunderschöner dänischer Film, der zum Teil in Bombay spielt und unter die Haut geht.

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